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<sect1 id="kernel-baking"><title>Einen neuen Kernel kompilieren</title>
<para>
Warum sollte jemand einen neuen, eigenen Kernel kompilieren wollen?
Es ist oft nicht nötig, da der Standardkernel in Debian die meisten
Konfigurationen bedient. Auch bietet Debian häufig verschiedene
alternative Kernel an. Sie sollten also vielleicht erst prüfen, ob ein
alternatives Kernel-Image verfügbar ist, das besser zu Ihrer Hardware
passt. Allerdings kann es unter folgenden Umständen trotzdem nützlich
sein, einen neuen, eigenen Kernel zu kompilieren:
<itemizedlist>
<listitem><para>
spezielle Hardwareanforderungen bewältigen oder Hardwarekonflikte mit den
vorkompilierten Kernel
</para></listitem>
<listitem><para>
Kerneloptionen nutzen, die im Standardkernel nicht unterstützt werden,
wie z.B. Unterstützung für extrem viel Arbeitsspeicher
(high memory support)
</para></listitem>
<listitem><para>
den Kernel optimieren durch Entfernen von nicht benötigten Treibern,
um die Bootzeit zu verkürzen
</para></listitem>
<listitem><para>
einen monolithischen Kernel erstellen statt eines modularen
</para></listitem>
<listitem><para>
einen aktualisierten oder Entwicklerkernel verwenden
</para></listitem>
<listitem><para>
mehr über Linux-Kernel lernen
</para></listitem>
</itemizedlist>
</para>
<sect2><title>Kernel-Image-Verwaltung</title>
<para>
Sie brauchen keine Angst davor zu haben, auszuprobieren, einen eigenen Kernel
zu kompilieren. Es macht Spaß und lohnt sich.
</para><para>
Um auf die debiansche Art einen Kernel zu kompilieren, benötigen
Sie ein paar Pakete:
<classname>fakeroot</classname>, <classname>kernel-package</classname>,
<phrase condition="classic-kpkg"><classname>kernel-source-&kernelversion;</classname>
(das war die neueste Version zum Zeitpunkt, als dies geschrieben wurde)</phrase>
<phrase condition="common-kpkg"><classname>linux-source-2.6</classname></phrase>
und ein paar weitere, die vielleicht schon installiert sind
(<filename>/usr/share/doc/kernel-package/README.gz</filename> enthält die
komplette Liste).
</para><para>
Diese Methode erstellt ein .deb-Paket aus den Kernelquellen und, falls
Sie Nicht-Standard-Module verwenden, auch ein synchrones abhängiges .deb für diese
Module. Es ist ein besserer Weg, um die Kernel-Images zu verwalten
(verglichen mit der Nicht-Debian-Methode, einen Kernel zu erzeugen);
<filename>/boot</filename> enthält den Kernel, die dazugehörige
System.map und ein Log der aktiven Konfigurationsdatei für den Bau des
Kernels.
</para><para>
Beachten Sie, dass Sie Ihren Kernel nicht auf <quote>Debian-Art</quote> kompilieren
<emphasis>müssen</emphasis>, aber wir meinen, dass es erheblich sicherer
und einfacher ist, das Paketsystem zur Verwaltung der Kernel zu verwenden.
Sie können Ihre Kernelquellen auch direkt von Linus beziehen statt aus
dem Paket
<phrase condition="classic-kpkg"><classname>kernel-source-&kernelversion;</classname>,</phrase>
<phrase condition="common-kpkg"><classname>linux-source-2.6</classname>,</phrase>
und trotzdem die <classname>kernel-package</classname>-Methode zum
Kompilieren nutzen.
</para><para>
Sie finden eine komplette Dokumentation zur Nutzung von
<classname>kernel-package</classname> unter
<filename>/usr/share/doc/kernel-package</filename>. Dieses Kapitel gibt
nur eine kurze Einführung.
</para><para>
Wir gehen hier davon aus, dass Sie freien Zugriff auf Ihren Rechner haben
und die Kernelquellen irgendwo in Ihr Home-Verzeichnis entpacken werden<footnote>
<para>
Es gibt auch andere Verzeichnisse, in die Sie die Kernelquellen entpacken und
wo Sie Ihren eigenen Kernel bauen können, aber dieses ist der einfachste Weg,
da er keine speziellen Berechtigungen erfordert.
</para>
</footnote>. Ebenso gehen wird davon aus, dass Ihre zu bauende Kernel-Version
&kernelversion; ist. Vergewissern Sie sich, dass Sie sich in dem Verzeichnis
befinden, in das Sie die Kernelquellen entpacken möchten und extrahieren Sie
sie mittels
<phrase condition="classic-kpkg"><userinput>tar xjf
/usr/src/kernel-source-&kernelversion;.tar.bz2</userinput></phrase>
<phrase condition="common-kpkg"><userinput>tar xjf
/usr/src/linux-source-&kernelversion;.tar.bz2</userinput></phrase>.
Wechseln Sie in das neu erstellte Verzeichnis
<phrase condition="classic-kpkg"><filename>kernel-source-&kernelversion;</filename></phrase>
<phrase condition="common-kpkg"><filename>linux-source-&kernelversion;</filename></phrase>.
</para><para>
Sie können jetzt Ihren Kernel konfigurieren. Führen Sie <userinput>make
xconfig</userinput> aus, wenn X11 installiert, konfiguriert und gestartet ist;
andernfalls nehmen Sie <userinput>make menuconfig</userinput> (hierzu muss
das Paket <classname>libncurses5-dev</classname> installiert sein). Nehmen Sie sich
die Zeit, die Onlinehilfe zu lesen, und wählen Sie sorgfältig die Optionen aus.
Wenn Sie Zweifel haben, ist es typischerweise besser, den zweifelhaften
Gerätetreiber mit in den Kernel zu integrieren (ein Gerätetreiber ist ein
Stück Software, das Hardware-Peripherie verwaltet, wie z.B. Ethernetkarten,
SCSI-Controller und so weiter). Seien Sie vorsichtig: andere Optionen, die nicht
zu einer bestimmten Hardwarekomponente gehören, sollten Sie auf dem Standardwert
belassen, wenn Sie sie nicht verstehen. Vergessen Sie nicht, den
<quote>Kernel module loader</quote> unter <quote>Loadable module support</quote>
zu aktivieren (diese Option ist standardmäßig nicht aktiv). Tun Sie dies nicht, wird
Ihr Debian-System Probleme machen.
</para><para>
Säubern Sie den Kernelquellen-Baum und setzen Sie die
<classname>kernel-package</classname>-Parameter zurück. Dies erledigen Sie mit
<userinput>make-kpkg clean</userinput>.
</para><para>
Kompilieren Sie jetzt den Kernel mit:
<userinput>fakeroot make-kpkg --initrd --revision=custom.1.0 kernel_image</userinput>.
Die Versionsnummer <quote>1.0</quote> können Sie nach Belieben ändern. Sie wird nur
von Ihnen selbst verwendet, um Ihre verschiedenen Kernel zu verwalten.
Ebenso können Sie jedes andere Wort statt <quote>custom</quote> verwenden (z.B. den
Host-Namen des Rechners). Die Kernelkompilierung könnte eine ganze Weile dauern,
abhängig von der Leistungsfähigkeit Ihres Rechners.
</para><para>
Sobald die Kompilierung beendet ist, können Sie Ihren eigenen Kernel wie
ein Paket installieren. Tippen Sie als root ein:
<phrase condition="classic-kpkg">
<userinput>dpkg -i
../kernel-image-&kernelversion;-<replaceable>subarchitecture</replaceable>_custom.1.0_&architecture;.deb</userinput>.
</phrase>
<phrase condition="common-kpkg">
<userinput>dpkg -i
../linux-image-&kernelversion;-<replaceable>subarchitecture</replaceable>_custom.1.0_&architecture;.deb</userinput>.
</phrase>
Der Teil <replaceable>subarchitecture</replaceable> im Dateinamen ist eine
optionale Bezeichnung für die Unterarchitektur, <phrase arch="i386"> wie
z.B. <quote>i586</quote>, </phrase>
abhängig davon, welche Kerneloptionen Sie gesetzt haben.
<userinput>dpkg -i ...</userinput> installiert den Kernel
zusammen mit ein paar anderen dazugehörigen Dateien. Zum Beispiel wird
die <filename>System.map</filename> korrekt installiert
(dies ist nützlich für die Fehlersuche bei Kernelproblemen) und
<filename>/boot/config-&kernelversion;</filename> wird installiert,
sie enthält Ihre aktuelle Konfiguration. Ihr neues Kernelpaket ist
ebenfalls clever genug, automatisch Ihren Bootloader zu aktualisieren,
so dass der neue Kernel benutzt wird. Falls Sie auch ein Modul-Paket
erstellt haben, <phrase condition="classic-kpkg">z.B. wenn Sie PCMCIA
haben,</phrase> müssen Sie auch dieses Paket noch installieren.
</para><para>
Jetzt ist es Zeit, einen Systemneustart zu machen: lesen Sie aufmerksam
alle Warnungen, die die vorherigen Schritte unter Umständen erzeugt haben,
und tippen Sie dann <userinput>shutdown -r now</userinput> ein.
</para><para>
Mehr Infos über Debiankernel und das Kernel kompilieren finden Sie im
<ulink url="&url-kernel-handbook;">Debian Linux Kernel Handbook</ulink>.
Die tolle Dokumentation in <filename>/usr/share/doc/kernel-package</filename>
enthält zusätzliche Informationen über <classname>kernel-package</classname>.
</para>
</sect2>
</sect1>
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